Unser Sechs-Sterne-Umwelthaus

Unser Sechs-Sterne-Umwelthaus

Fotovoltaik, Thermosolar, Geothermie, Dachbegrünung, Streuobstwiese und Heckenanlage. Mit diesen sechs Öko-Sternen hat die Ortsgruppe Weinstadt ihr NaturFreundeHaus Weinstadt Strümpfelbach ausgezeichnet.

Betritt man den Eingangsbereich, informiert schon ein Display über den momentan generierten elektrischen Strom und die Gesamtleistung der Anlage. Stolze 6 Megawatt seit 2004! Begünstigt durch die Sonnenlage auf den Höhen des Schurwaldes zwischen Esslingen und Waiblingen inmitten eines der größten Weinanbaugebiete Württembergs, hat die Ortsgruppe des ewigen Diskutierens müde, das Zepter des Handelns ergriffen.

Alles begann 1995 mit der Erweiterung des Gastronomiebereich, die dem herrlichen Panorama mit einer Verglasung der gesamten Front gerecht wurde. Als Wärme- und Lichtfang zeigt sie eine energieeinsparende Wirkung . Eine architektonisch gewagte Stahl- und Holzkonstruktion verleiht dem Haus ein charakterisches Profil ohne das Gesamtbild in der Landschaft zu stören. Ein steiler Anstieg der Besucherzahlen war der Lohn. Als attraktiver und bezahlbarer Standort für Feste und Feiern genießt das Haus einen guten Ruf weit über die Region hinaus. Selbst die Demontage der Radio- und Fernsehantenne konnte daran nichts ändern.

Dieser Erfolg ermutigte die Ortsgruppe mit ihrem Vorsitzenden Wolf Dieter Forster fast im Jahresrhythmus immer neue Herausforderungen zu bewältigen, die das Haus zu dem NaturFreundeHaus mit der wahrscheinlich geringsten Schadstoffemission macht. Clever wurden dabei Fördermittel genutzt, eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit organisiert und auftretende Schwierigkeiten mit Geduld und Nachhaltigkeit professionell gemanagt.

Nicht immer macht diese Arbeit nur Spaß; nicht immer begegnen alle Gäste den Bemühungen mit Verständnis. Wie in der Nacht zum 16. April 2005. Vor dem Haus wird die Bronzeplastik „Der Wanderer“ des Künstlers Fritz Nuss mit Gewalt aus der Verankerung gerissen und zerstört. Da braucht es schon viel Überwindung,
keine Mauern und Zäune zu ziehen.

Um so bemerkenswerter das nachhaltige Engagement der Genossinnen und Genossen. Jüngst haben sie eine geothermische Anlage in Angriff genommen, welche die
CO2 Emission weiter mindert und einen völligen Verzicht auf Heizöl ermöglicht. Die geplante Tiefbohrung auf 90 Meter musste aus wasserschutzrechtlichen Gründen einer oberflächennahen Lösung weichen. Jetzt werden die Wärmetauscher in 60 cm breite und 1,20 Meter tiefe gebaggerte Gräben eingesetzt, nachdem der Versuch mit einer Erdfräse wegen zu großer eiszeitlicher Steine im Untergrund gescheitert war. Die verlegten Rohre bilden großflächige Schlingen, die in zwei Kammern gebündelt werden um dann unterirdisch ins Haus zu gelangen. Für die notwendige Temperatur sorgt eine Wärmepumpe, deren Energiebedarf vollständig durch die Fotovoltaik gedeckt wird. Einen kleine Beitrag zu diesem 40.000 Euro Projekt leistet die Umweltstiftung mit einem 1.500 Euro Zuschuss. Das alleine reicht selbstverständlich nicht aus. Deshalb freut sich die Gruppe über jede weitere Spende, um die sie auch in ihrem Informationskasten vor dem Haus bittet.

Und die Visionen sind noch lange nicht ausgeträumt. Als Mitgift für die kommende Generation gilt die Bemühung, das Gebäude um ein Drittel des Volumens zu erweitern. Gewiss kein leichtes Vorhaben in einem Naturschutzgebiet. Aber die Verhandlungen mit den Behörden gehen weiter; auf Einwände des Umweltschutzes hin arbeitet man an der dritten Version der Bauplanung. Alles das dient der Möglichkeit, den Rahmen für eine wirtschaftliche und professionelle Bewirtschaftung zu verbessern, wenn das Ehrenamt alles das einmal nicht mehr so schultern kann wie im Moment.

Wer wie die Ortsgruppe ihre Wurzeln in der Heimat des „Armen Konrad“, des Remstalrebellen Palmer, des Bildhauers Fritz Nuss und des Dichters Friedrich Silcher hat, kann seine Arbeit nicht nur auf die Ökologie beziehen. Kulturelle, künstlerische, gesellschaftliche, politische, historische und nicht zuletzt naturkundliche Themen stehen im Jahresprogramm der
Strümpfelbacher. Sonnwendfeier, Wanderungen, Exkursionen und Jahresausflüge schweißen die Mitglieder zu einem verschworenen Haufen zusammen, der Interessenten und neue Mitglieder mit offenen Armen empfängt. Lediglich die Jugend ziert sich noch etwas. Aber wer die Ortsgruppe kennen gelernt hat, weiß: das kriegen die auch noch in den Griff.

Fritz Olbrich

Jupiteraltar

Verschollener „römischer Weihestein zu Ehren von Jupiter“ aus Beutelsbach rekonstruiert

Eine Rekonstruktion des verschollenen Beutelsbacher römischen Jupiter-Weihesteins, aus dem 2./3.Jh. von Bildhauer Uwe Bürkle, Tübingen, Schindhau, liegt jetzt vor.

Eine Ausstellung für die interessierte Öffentlichkeit im NaturFreundehaus Strümpfelbach, vom 6. – 9. April 2007 (Karfreitag bis Ostermontag), während der Öffnungszeiten der Gaststätte , an den Feiertagen, 9 bis 19 Uhr, samstags 14 bis 19 Uhr, ist geplant.

1859 entdeckte der Beutelsbacher Wengerter Jakob Friedrich Rau anlässlich des Eisenbahnbaus beim Ausheben der Baugrube des Brückenrostes des kleinen Eisenbahnviadukts nordöstlich von Benzach, in 10 Fuß Tiefe (2,86 m) unter dem Kiesbett des Beutelsbachs (bzw. Schweizerbachs), einen römischen, dem Jupiter geweihten Votivaltar mit Inschrift. Er stammt aus dem 2./3. Jh. nach der Zeitrechnung und ist somit ca. 1800 Jahre alt. Als Fundprämie erhielt Rau 4 Gulden und 30 Kreuzer, nachdem der Fund von Pfarrer Ludwig persönlich ins Lapidarium nach Stuttgart gebracht worden war.
Die Maße des Weihesteins, der aus Schilfsandstein gearbeitet ist, sind: Höhe 49 cm, Breite 27 cm, Dicke 22 cm , Mittelstück 25 cm, Breite 22 cm, Dicke 17 cm. Die Höhe der Buchstaben nimmt von oben nach unten ab. Der Jupiteraltar hat einen einfachen Sockel und eine Krönung mit Dreieck zwischen zwei Randwülsten. Oben befindet sich eine kreisförmige ½ Zoll (1,17 cm) messende Vertiefung. Sie scheint zur Aufstellung einer Urne oder einer Opferschale vorgesehen zu sein.

Die lateinische Inschrift des Altarsteins von Beutelsbach lautet nach Auflösung der Kürzel: IN H(ONOREM) D(OMUS) D(IVINAE) J(OVI) O(PTIMO) M(AXIMO) VIDUCIUS GEMINIANUS V(OTUM) S(OLVIT) L(AETUS) L(IBENS) M(ERITO). Ins Deutsche übersetzt lautet die Inschrift: Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses hat dem Jupiter, dem besten und größten, Viducius Geminianus sein Gelübde eingelöst, froh, freiwillig und nach Gnaden. Dieser römische Jupiteraltar nennt den Namen des ersten schriftlich überlieferten Menschen der heutigen Markung Weinstadt. Wobei der Vorname Viducius identisch mit Visucius ist, da für den zischenden Dentallaut (griechisch δ, Delta, engl. th), in der Schrift teils D teils S
steht und Geminianus ist von Geminius, Zwilling, abgeleitet. Unser ältester bekannter Weinstädter heißt demnach Visucius Zwilling. Leider ist das Original des Steines seit dem 2. Weltkrieg verschollen.

Bei der Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart ist der Schriftverkehr von 1859 vorhanden, so von Ingenieur Mörike vom Königlichen Eisenbahnbauamt in Schorndorf, der auch eine Zeichnung erstellte, wobei allerdings die Höhenmaße andere sind als im Beschrieb „Die römischen Bildwerke Württembergs“ von Haug und Sixt, Stgt., Kohlhammer 1914. Das einzige Foto, ein hervorragendes Fotodokument, stammt aus der Sammlung Gottfried Seibold , Grunbach. Vergrößert man das senkrecht aufgenommene Fotodokument bis die Maße von „ Haug und Sixt“ erreicht werden, so lässt dies den Schluß zu, dass Mörike vom Kgl. Eisenbahnbauamt ein Messfehler bei der Höhe unterlaufen ist. Es sind bei der Höhe folglich 49 und nicht 44 cm zugrunde zu legen. Es sind die Maße, die auch im Beutelsbacher Heimatbuch veröffentlicht sind. Allerdings ist dort ein Fantasiealtar dargestellt, der weder mit der Zeichnung, noch der Fotografie Ähnlichkeit hat. Diese Erkenntnis des richtigen Höhenmaßes war Grundlage bei der Rekonstruktion des Steines. Dieser wäre sonst gedrungener und
plumper geworden.

Bleibt die Frage, wie kommt der Stein in die Tiefen des Bachbettes der Beutel ?
Dies geschah spätestens 259/60 n.d.Z.,als unsere alamannischen Vorfahren im Zuge der Landnahme auch das Remstal besetzten und alles, was an die römischen Götter erinnerte, zerstörten oder in Brunnen und Wasserläufen versenkten. Bis jetzt sind im Umfeld des Fundortes noch keine weiteren römischen Funde ans Tageslicht gekommen. Die nächste römische Siedlung, ein Gutshof ,eventuell auch gleichzeitig Raststätte an der römischen Remstalstraße, liegt in Endersbach im Bereich der Großheppacher Straße 8 und 12, also praktisch neben der Esso-Tankstelle.

Dort wurde 1950 und 1971 von Hermann Schlipf gegraben und wurden aufschlussreiche Funde sicher gestellt. Wer an einer solchen bildhauerischen Nachbildung des Weinstädter Jupiter-Weihesteins Interesse hat kann sich mit dem Autor in Verbindung setzen.

Wolf Dieter Forster

Frostspanner

Den NaturFreunden auf den Leim gegangen

 Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Frostspanner und kleben zu Tausenden, sowohl Weibchen als auch Männchen, an den Leimringen der Streuobstwiese beim
NaturFreundehaus Strümpfelbach. Es sind Schmetterlinge aus der Familie der Spanner, die im Spätherbst und Winter die Obstbäume und Laubhölzer überfallen. Jedoch wer jetzt noch Leimringe anbringt, ist zu spät dran, die erste Invasion und zwar heftig, ist bereits erfolgt.
Die Männchen sind geflügelt, die Weibchen dagegen flügellos oder haben nur Flügelstummel.
Beim ersten Frost sind es die Weibchen, die an den Stämmen der Bäume hochklettern um nach der Befruchtung durch die geflügelten Männchen in den Ästen ihre Eier abzulegen. Im Frühjahr entwickeln sich dann kleine Raupen, die Spanner. Sie zerstören Knospen, Blätter und Früchte der Obstbäume bis zum Kahlfrass.

Die NaturFreunde Weinstadt haben in diesem Jahr ihre Streuobstwiese, über 80 Bäume, mit Leimringen bestückt, die mit der Spachtel aufgebracht wurden. Nun sind ihnen Tausende von Frostspannerweibchen auf den Leim gegangen. Da sie die Männchen durch arttypische Duftstoffe (Pheromone) anlocken, kleben mittlerweile auch diese in Massen an den Leimringen fest. Die männlichen Schmetterlinge haben eine Spannweite von ca. 1,8 bis 2,5 cm und sind unscheinbar grau gefärbt.
Bei Massenauftreten der Frostspannerraupen im Frühjahr entstehen dem Obstbau große Schäden. Den Raupen fehlen die mittleren Beinpaare, so dass sie sich nur mittels der drei vorderen und der zwei hinteren Beinpaare bewegen können. Zunächst krümmt sich die Raupe, in dem die hinteren Beinpaare an die vorderen herangezogen werden. Der Körper bildet dabei einen Halbkreis. Dann „spannt“ sich die Raupe, das heißt, die vorderen Beinpaare suchen mit ausgestrecktem Körper nach dem nächsten Halt. Diese Bewegungsart und das Auftreten nach dem ersten Frost führte zu dem Namen Frostspanner. Charakteristisch ist auch, dass sich Raupen mit den hinteren Beinpaaren an Ästchen festklammern, in dem sie den Körper schräg wegstrecken und sich damit vor Fressfeinden tarnen. Zur Verpuppung suchen die Frostspanner den Erdboden auf und der Kreislauf beginnt von vorne.

Wolf Dieter Forster, Vorsitzender NaturFreunde Weinstadt