Mai-Wanderung mit den NaturFreunden

05. Mai 2019 | Wanderung mit den NaturFreunden Weinstadt e.V.
Ungenutzte Bodenschätze in Weinstadt:
Mineral- und Thermalwasser, Erdwärmenutzung

Die NaturFreunde Weinstadt werden bei einer öffentlichen Wanderung durch die Talaue zwischen Großheppach und Beinstein mögliche Projekte der Nutzung unseres kostenlosen Bodenschatzes Mineral- und Thermalwasser, sowie der Erdwärme vor Ort erläutern. Die NaturFreunde wollen, dass den örtlichen Bodenschätzen endlich die gebührende öffentliche Aufmerksamkeit zuteilwird.

Hierzu sind neben unseren Mitgliedern und Freunden auch Interessierte eingeladen.

Termin: Sonntag, 5. Mai 2019, 13:30 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz Nordrand Stadion in Benzach (Beutelsbacher Straße)

mit kurzem Stopp und Erläuterungen zu einem Standortvorschlag für das geplante Sporthallenbad und Nutzung von Erdwärme fürs zukünftige Bad, sowie zusätzlicher Nahwärmeversorgung beim Bildungszentrum.

Fahrt mit Mitnahmemöglichkeit nach Großheppach zum „Alten Sportplatz“ bei den Seewiesen mit dem Projektvorschlag:
Badesee, also ein Naturbad mit Sandstrand, durch Nutzung des oberflächennahen Mineral- und Grundwassers.

Wanderung entlang den Gartenschauprojekten,

unterwegs Nutzung von Erdwärme für Nahwärmeversorgung, z.B. für Planung Blattareal, Private oder Gewerbe und Erläuterungen zur Geologie, Tektonik (Bewegungen im Erdinnern) und Landschaft (Morphologie) entlang des Remstalgrabenbruches.
Dieser steht insbesondere im Zusammenhang mit der geologisch-tektonischen Schnittstelle am Übergang Muschelkalk / Keuper bei der Bruchkante mit dem Aufschluss des Steinbruchs Schwegler am Beutelstein.

Schließlich an der Rems über den neuen Fuß- und Radweg bis zur „Endersbacher Mineralquelle“, gleichzeitig Alternativstandort für das Naturbad.

Anschließend Ausklang im Biergarten „Steinbruch“.

Was viele nicht wissen und die Stadtverwaltung noch nicht nutzt:
Die Markung von Weinstadt umfaßt eines der größten flächenhaft vorkommenden Mineral- und Thermalwasservorkommen im Südwesten.
Zwischen Waiblingen und Großheppach besteht der deutlich sichtbare Remstalgraben-bruch mit Sprunghöhen bis zu 40 m.
Dort sind wasserdurchlässige gegen wasserundurchlässige Schichten so gestellt, dass entlang der Abschiebungen Mineralwasser des Lettenkeupers mit 16 und 17 °C artesisch gespannt ist und ins Grundwasser domartig hochsteigt.

Vor der Remsbegradigung, 1936/38, gab es noch natürliche Quellaustritte, so beim Quellenweg im Trappeler die „Endersbacher Mineralquelle“, die heute gefasst ist, unter einem Schachtdeckel schlummert und neuerdings samt Gelände wieder der Stadt gehört.

Innerhalb der letzten 100 Millionen Jahre wurden als Folge der Alpenauffaltung die einst waagrecht abgelagerten Sedimente in unserer Gegend so gekippt, dass ein Schichtengefälle von
1 Grad nach SO entstand. Daher erreicht das versickernde Oberflächenwasser des Gäus und des Schmidener Felds die wasserführenden Sedimentschichten sogar verschiedener Wasserstockwerke bis hinunter zum Grundgebirge.
Aufgrund der Schichtenneigung staut sich das mineralisierte Wasser zu Aquiferen und steigt artesisch gespannt nach
oben oder, wenn es abgedeckelt ist, kann es erbohrt werden.
Je tiefer die Bohrung angesetzt wird, desto heißer wird es, alle 100 m um ca. 4 – 5 °C Temperaturanstieg. Bei 500 m Tiefe werden ca. 42 °C erreicht.

Innerhalb der ca. zwei Kilometer breiten Zone des Remstalgrabens mit seinem „Verwerfungs-Schwarm“ gibt es außerdem keine Gipskeuper-Problematik im Bereich von Lettenkeuper und Muschelkalk.
Sowohl das oberflächennahe Mineralwasser, als auch das Thermalwasser, bzw. die Erdwärme, sollten daher kurz- und mittelfristig unter Mitwirkung der Stadt für die Öffentlichkeit und Private genutzt werden können, um so die Prosperität in unserer Stadt zu fördern.

Zeigen Sie Interesse, wandern Sie mit!

Mit naturfreundlichen Grüßen

Armin Kiesel, Vorsitzender Wolf Dieter Forster, Ehrenvorsitzender

Weitere Informationen hierzu:

Natur – Bad – Weinstadt


https://www.naturfreunde-weinstadt.de/
https://www.facebook.com/NaturBadWeinstadt

19. Mai 2019: NaturErlebnis-Tag
22. Juni 2019: Sonnwendfest

Herbstwanderung mit den NaturFreunden zur „villa rustica“

Am Sonntag, 30. Oktober 2016, 13 Uhr 30 findet eine öffentliche Herbstwanderung zur „villa rustica“ Rommelshausen statt. Auch Gäste sind willkommen. Treffpunkt: Parkplatz Gemeindehalle Strümpfelbach. Wir wandern über den Abendrain und die Lindhalde nach Stetten und dann zur Flur Mäurech mit der „villa rustica“ südlich von Rommelshausen. Vor Ort erläutert Wolf Dieter Forster die Entdeckungsgeschichte des römischen Gutshofes sowie die historischen Zusammenhänge. Anschließend Einkehr im Weingut Eißele in den Grundäckern. Ein Abholdienst zum Ausgangspunkt wird organisiert.
Weitere Termine 2016: 1.) Herbstputzete und Aufräumen ums NaturFreundehaus, bitte vormerken: SA, 12.11.16 bzw. SA, 19.11.16 (Ausweichtermin) ab 9 Uhr, wird kurzfristig bekannt gegeben.
2.) Jahresausklang im NFH Strümpfelbach, FR, 2. Dezember 2016, 18 Uhr 30.
Siglinde Forster, Pressereferentin

Beamerpräsentation zur villa rustica Rommelshausen

Am Mittwoch, 5.10.2016, 19 Uhr hält Wolf Dieter Forster im NaturFreundehaus Strümpfelbach einen Beamervortrag zum Thema „Römer im Unteren Remstal am Beispiel der villa rustica von Rommelshausen“. Die Gaststätte wird vom Pächter Holger Dorer bewirtschaftet.
Im Frühjahr 1971 entdeckten M.A. Benzin und W.D. Forster den Standort der villa rustica in der Flur Mäurech südlich von Rommelshausen und organisierten eine ehrenamtliche Ausgrabung und Restaurierung von Teilen dieses römischen Gutshofs vom Typ Streubau-Gehöft zusammen mit Schülern, erwachsenen Helfern, Mäzenen und der Landesdenkmalpflege. Der wirtschaftliche Höhepunkt dieser Siedlung lag am Übergang des 2./3. Jahrhunderts neuer Zeitrechnung. Ihm folgte die Zerstörung am Ende des ersten Drittels des 3.Jh. (233), also während einer der turbulentesten Zeitspannen der römischen Geschichte.
Eine Nachbesiedlung durch frühe Alamannen am Übergang 3./4. Jh. konnte nachgewiesen werden.
Im Anschluss besteht noch Gelegenheit zum Plaudern bei Mulsum (römischem Wein) und schwäbischem Vesper.
Vorschau: Am SO, 30.Oktober, 13 Uhr 30 ist eine Wanderung zur villa rustica geplant, vgl. Veranstaltungskalender.

60 Jahre NaturFreundehaus

60 Jahre NaturFreundehaus Strümpfelbach

Die NaturFreunde Weinstadt sind der Rechtsnachfolger des 1911 gegründeten Arbeiterturn – und Gesangvereins Vorwärts. Bereits 1913 weihte dieser aktive Arbeiterverein die erste Sporthalle Weinstadts ein. Sie musste wegen der Kriegsumstände an die Gemeinde verkauft werden. Dem Verein wurde jedoch ein unentgeltliches Nutzungsrecht eingetragen. Diese originelle Fachwerkkonstruktion tat ihren Dienst bis sie 1961 dem Parkplatz vor der neuen Gemeindehalle Strümpfelbachs in den Steinwiesen weichen musste. 1931/32 errichtete der Verein bei seinem Sportplätzle im Gewann Breitgarten eine Blockhütte mit Keller, das Strümpfelbacher Waldheim. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 erfolgten Verbot, Enteignung und Verfolgung. Das Blockhaus wurde dann von der NSDAP dem Strümpfelbacher NS-Ehrenbürger und Gaukulturwart Dr. Georg Schmückle übereignet. Nur wenige Monate nach dem 2. Weltkrieg, im Sommer 1945, stellten die ehemaligen Arbeiterturner und Sänger den Antrag auf Wiedergenehmigung auf dem Dienstweg. Jedoch erst nach über zweijährigem Konflikt mit dem damaligen Bürgermeister Ritter, der den Arbeiterverein bekämpfte und als „klassenkämpferisch“ und „dem politischen Frieden in der Gemeinde abträglich“ zu disqualifizieren versuchte, erhielten die NaturFreunde am 28. April 1947 die Genehmigung zur Vereinsgründung durch die US-Militärregierung. Dem Bürgermeister wurde ins Stammbuch geschrieben, dass derlei willkürliche Unterbindungsversuche in der Demokratie nicht mehr möglich seien. Der Verein hatte damals rund 20 Mitglieder. Darunter Familiennamen wie Dreyer, Kamm, Mödinger, Weinbrenner, Kaiser, Schmid, Würtele und Widmaier. Schließlich gelang es erst 1949, nach einem Rechtsstreit, durch das Amt für Wiedergutmachung, das Eigentum zurück zu bekommen. 1950 konnte die Blockhütte als Wanderstützpunkt der NaturFreunde eingeweiht werden. Jedoch schon bald reifte der Gedanke des Baus eines NaturFreundehauses in Eigeninitiative. Der Neubau wurde dem Blockhaus übergestülpt und dieses erst nach dem Richtfest abgetragen. Viel Idealismus und Ausdauer war gefragt. Genau vor 60 Jahren, fand dann am Wochenende 7. bis 9. Mai 1954 die Hausweihe des „Strümpfelbacher Häusles“ statt. Zunächst hatte man nur sozusagen ein Dach über dem Kopf des Gastraums. Eine Küche gab`s noch nicht und wurde in Form eines Bretterverschlags erst später angebaut, den kleinen Keller des ehemaligen Blockhauses erreichte man per Falltüre, unterm Dach gab es Betten für Übernachtungsgäste und ein separates Klohäusle stand abseits im Wald. Wasser musste in Tanks mitgebracht werden, später wurde ein Brunnen gegraben. Zur Einweihung hatten sich mehr als 3000 Besucher an der nagelneuen „Stätte der sozialen Begegnung und politischen Kultur“eingefunden. Der damalige Bericht zur Hausweihe kommentiert: „Wimpel flatterten im Winde. Musik und Gesang erschallte. Bis in die Abendstunden herrschte fröhliches Treiben auf dem Festplatz.“

Seit jenem Tag hat sich oben am Schurwaldrand einiges verändert. Bereits 1959 folgte unter der Führung der Brüder Albert und Andreas Widmaier der 2. Bauabschnitt mit Keller, Küche und Nebenräumen. Unter der Ägide von Hans Schmid, Bäckermeister, (Vorsitzende Siegfried Weinbrenner und Alfred Wilhelm) wurde 1971 eine 1125 m lange Wasserleitung per Hand nach Lobenrot gegraben und 1973 eine 750 m lange Abwasserleitung hinunter ins Tal gebaggert. In der Zwischenzeit wurde das NaturFreundehaus mehrfach verpachtet. Unter Herbert Anger (1975/91) und Willy Sauerzapf (1985/91) bildete sich ein gesonderter Hausbetreuungsverein. 1978 wurde der Gastraum modernisiert. Ab 1991 kam es zum Politikwechsel im Verein und die Hausbewirtschaftung wurde bis 2012 von den Mitgliedern und Freunden des Vereins selbst getragen,( Hausreferenten und Vorsitzende: Wolf Dieter Forster, Anton Blank). Während dieser Zeit wurden verschiedene Projekte durchgeführt, die das Erscheinungsbild des NaturFreundehauses nachhaltig veränderten. So ein neuer Parkplatz, Kauf der Festwiese, die Erweiterung des Gastraums durch den Luginslandanbau (1995) mit seinem Panoramablick hinaus über die Waiblingen Bucht ins Gäu, Vergrößerung und Gestaltung der Terrasse rund ums Haus, Erneuerung der Toiletten und Umbau des Sanitärtrakts im 1. Stock (1999/2000) und Renovierung des gesamten Hauses, einschließlich Zimmer und Matratzenlager. Später erfolgte der Kauf und das Anpflanzen der 54 Ar großen Streuobstwiese, so dass unser Gelände jetzt 1,3 ha umfasst. Auch der Bau eines Schichtwasserbrunnens mit historischer Pumpe und eines Laufbrünneles und Grillplatzes, des Schweingrubenbrünneles sind Attribute mit Alleinstellungsmerkmalen. 2006 verfasste Fritz Olbrich, ein NaturFreund von Kirchberg/Murr, eine Laudatio auf unser Haus: Er adelte das NaturFreundehaus Strümpfelbach als „Unser Sechs-Sterne-Umwelthaus“ und machte es in einer Veröffentlichung unter den NaturFreundehäusern als vorbildlich bekannt: „Fotovoltaik, Thermosolar, Geothermie, Dachbegrünung, Streuobstwiese und Heckenanlage. Mit diesen sechs Öko-Sternen hat die Ortsgruppe Weinstadt ihr NaturFreundehaus Strümpfelbach in Weinstadt ausgezeichnet“. 2010 konnte die Ortsgruppe unter Anteilnahme der Bevölkerung den Rundwanderweg Kulturlandschaftspfad beim 1. Naturerlebnistag beim NaturFreundehaus einweihen. Hinweisschilder und Infotafeln einschließlich Wildbienenhäusle auf unserer Streuobstwiese kosteten 16 000 €. Und da sind wir auch wieder beim Ausgangspunkt des heutigen Tages, der Verbindung unseres 60-jährigen Hausjubiläums mit dem heutigen 5. Naturerlebnistag. Wir suchen als politischer Verein neue Möglichkeiten für gemeinsames Naturerleben und nachhaltigen Tourismus zu vermitteln und unterstützen die Vermarktung regionaler Produkte. Nicht Konsum von fertiger Unterhaltung steht auf dem Programm, sondern das Erleben und Genießen von Landschaft, Kultur und Geschichte. Ich wünsche unserem neuen Vorstandsteam mit Paul Alexander Eißele und Armin Kiesel an der Spitze weiterhin die Tatkraft, die sie bereits an den Tag gelegt haben und wünsche unseren neuen Pächtern dem Ehepaar Dorer die Fortsetzung des guten Starts vom 1. Mai.

Wolf Dieter Forster, Ehrenvorsitzender

100 Jahre NaturFreunde Weinstadt

100-jähriges Jubiläum der NaturFreunde Weinstadt 4.11.2011

Die NaturFreunde OG Weinstadt, Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur, als Rechtsnachfolger des Arbeiterturnvereins „Turnerbund Strümpfelbach“ begehen heute ihr 100-jähriges Jubiläum. 100 Jahre wird nicht jeder. In BW gibt es 10 000 Menschen über hundert Jahre. In solch einem langen Leben macht man viel mit. Daher hat auch unser Verein bewegte Zeiten hinter sich. Der Spannungsbogen reicht vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, das Dritte Reich mit Verbot und Verfolgung auch unseres Vereins, der amerikanischen Besatzungszeit bis zur 2. Republik, der wiedervereinigten Bundesrepublik.
Unser Verein hat eine ausgeprägte politische Vergangenheit und ist auch heute politisch aktiv und hat die Nachhaltigkeit als Zielsetzung. Wir sind kein bloßer Wander- oder Geselligkeits- bzw. Gemütlichkeitsverein, sondern ein Verein mit klarer Tradition und seinen Wurzeln in der Arbeiterbewegung der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften.

Dabei bedeutet „Tradition nicht Asche zu bewahren, sondern eine Flamme am Brennen zu erhalten“:
Unsere modernen Leitideen Umweltschutz, sanfter Tourismus, Sport und Kultur sind tief verwurzelt in gesellschaftlicher Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit. Dabei ist die ökologische Frage untrennbar mit der sozialen verbunden. Seit 1910 lautet das kämpferische Motto der NaturFeunde „Berg frei!“. Es ist ursprünglich Ausdruck nach mehr Recht auf Freizeit in den Bergen und der ganzen Natur. Natur nicht nur für die Privilegierten, sondern auch für die kleinen Leute.
Seit 1995 sind wir anerkannter Umweltschutzverband und arbeiten mit den anderen Naturschutzverbänden zusammen.

In einer Veröffentlichung 2006 hat der Kirchberger NaturFreund Fritz Olbrich unsere Arbeit gewürdigt und das NaturFreundehaus Strümpfelbach als das „Sechs-Sterne-Umwelthaus“ hervorgehoben. Er nennt: Thermosolar, Fotovoltaik, Geotherm (Erdwärmenutzung), Dachbegrünung, Streuobstwiese mit Heckenanlage und die drei Brunnenanlagen. Mittlerweile, im Mai 2010, konnten wir nach langer Vorbereitung den 8 km langen Strümpfelbacher Kulturlandschaftspfad im Rahmen eines Naturerlebnistages einweihen. Ein Rundwanderweg, der unsere vielseitige Kulturlandschaft entlang dem Keuperstufenrand und dem Schurwald unter Einbeziehung aller Elemente dieser Landschaft erschließt. Er soll das Interesse an Natur und Umwelt fördern und dabei naturkundliches, ökologisches und historisches Wissen, sowie praktische Naturschutzmaßnahmen vermitteln. Dank auch anwesender Mäzene , wie Peter Struwe, Werner und Margret Kuhnle, Karlheinz Weckerle (KSK) und OB Oswald für die Stadt Weinstadt, konnten wir die 14 500 € Gesamtkosten für Hinweisschilder, Infotafeln und Wildbienenhäusle schultern. Mittlerweile hat sich der Naturerlebnistag zur Förderung des Umweltschutzgedankens Anfang Mai mit vielseitigen Anbietern von regionalen Naturprodukten zu einer festen Instanz entwickelt. Auch unser Engagement zusammen mit anderen Vereinen und der Stadt Weinstadt zur Erhaltung der Streuobstwiesen ist ein Beitrag der unserem Vereinsprofil entspricht.

Und nun zurück zu den historischen Anfängen:
Als am 29.10.1911 der Arbeiterverein Turnerbund Strümpfelbach gegründet wurde, gab es hierzu eine Vorgeschichte. Diese wurzelt in der gesellschaftspolitischen Situation des letzten Viertels im 19 Jh.. Es ist die „Soziale Frage“. Damals drohten große Teile der ständig wachsenden Bevölkerung immer mehr zu verelenden, um als Proletariat dahinzuvegetieren. Nach Aufhebung der Bismarck´schen Sozialistengesetze (1878/1890) fanden die Ideen der Sozialdemokratie zur Verbesserung der sozialen Lage immer mehr Anhänger. Neben Gewerkschaften wurden Konsumvereine und sozialdemokratische Arbeitervereine gegründet.

Bei der Fabrikarbeit, z.B. in Cannstatt in der Mercedesschuhfabrik von Haueißen und Marx, kamen auch die Arbeiter aus den umliegenden Städten und Dörfern mit dem sozialistischen Gedankengut in Berührung. Insbesondere waren es die Waiblinger Auspendel-Arbeiter, die in ihrem Oberamt agitierten und auch öfters Ausflüge mit Musikerbegleitung, z.B. nach Strümpfelbach ins Lamm organisierten, um die dortigen Arbeitskollegen zu ermuntern sich politisch zusammenzuschließen und ihre eigene politische Arbeiterkultur zu entwickeln. Dies geschah erstmals 1905/07 mit der Gründung eines vorerst kurzlebigen sozialdemokratischen Vereins. Doch dieselben Arbeiter gründeten dann am 29.10.1911 einen ersten Strümpfelbacher Turnverein, den Turnerbund Strümpfelbach, um dann 1912 eine Neugründung des SPD-Ortsvereins mit 18 Mitgliedern durchzuführen. Dabei blieb es aber nicht. Es waren 41 junge Arbeiter unter ihrem Vorsitzenden Julius Sieber, die dann bereits am 4. Mai 1913 die erste Turnhalle auf Weinstädter Markung einweihten. Standort war „In den Steinwiesen“, Qudratmeterpreis 1,56 Mark, (Stundenlohn eines Schuhfabrik-Arbeiters 20 Pfennig), auf dem heutigen Parkplatz gegenüber der Gemeindehalle. Gebaut wurde eine 194 qm große Halle in Fachwerkbauweise unter Anleitung von Zimmermann Paul Hörsch. Da zu wenig Geld da war übernahm die Dachorganisation des Turnerbund vorübergehend die Halle für 2200 Mark. Doch der 1. Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung. Die Halle wurde daher 1917 der Gemeinde angeboten und diese kaufte sie dann als Gemeindehalle für 3700 Mark und unter der Bedingung der Eintragung auf unentgeltliche Nutzung durch den Turnerbund.

Zehn Mitglieder waren gefallen und der Verein stark geschwächt. Zusätzlich kam es während der Revolution 1918/19 zur Spaltung der Arbeiterschaft in SPD, USPD und KPD. Die Strümpfelbacher Arbeiter wählten überörtlich alle drei Parteien gleich stark. Später schied die USPD aus und das Stimmenverhältnis verschob sich bis 1933 auf das Doppelte zugunsten der KPD. Bei den Gemeinderatswahlen bildeten sie eine überparteiliche „Freie Wählervereinigung“ und überwanden auch im Turnerbund die unterschiedlichen Richtungen indem sie sogar 1922 eine Sängerabteilung gründeten. Der Verein nannte sich danach „Arbeitersport- und Gesangverein Vorwärts Strümpfelbach“. Es gab zusätzlich zum Sport und Gesang Theateraufführungen als Winter- und Frühjahrsunterhaltung, so z.B. den „Esslinger Postmichel“.
1927 wurde ein prächtiges Sängerfest mit Fahnenweihe und Festzug ausgerichtet. Diese Fahne wird in unserem Gastraum aufbewahrt.

1925 wurde ein Consumverein gegründet um preiswert einkaufen zu können. 1928 kam immer mehr das Fußballspielen auf und die Gemeinde stellte im Breitgarten im „obersten Gewann“ ein Grundstück als Sportplatz zur Verfügung, praktisch unser heutiger Parkplatz. 1931/32 folgte der Bau einer Blockhütte mit Keller – das „Waldheim“. Im März 1933 wurde der Verein als staatsfeindlich vom Liquidator gelöscht und verboten. Die Mitglieder mussten Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Die Blockhütte und alle Vermögensgegenstände, diese wurden akribisch aufgelistet, wurden beschlagnahmt und der NSDAP Strümpfelbach übereignet. Auch die Fahne musste auf dem Rathaus abgeliefert werden und es gab Order sie zu verbrennen. Sie überlebte jedoch diese Anordnung.

Am 1.Mai 1937 erwarb Nazidichter, Gaukulturwart und NS-Ehrenbürger von Strümpfelbach Dr. Georg Schmückle das Waldheim durch Privatvertrag mit der NSDAP. Er kaufte auch das der Gemeinde gehörende Grundstück zu 20 Pf. den qm.

Bereits im Juni 1945 versuchten die Arbeiter ihr Blockhaus wieder zu bekommen, aber es sollte noch Jahre dauern. Im Sommer 1946 wollten die Arbeiter einen neuen Sport- und Kulturverein gründen, jedoch kam es zu massiven Behinderungen durch die Ortsbehörde. Bürgermeister Ritter meinte: „Wir brauchen keinen Verein mit klassenkämpferischen Zielen, das führt nur zu Streit im Dorf“. Außerdem durfte laut Anweisung des Landrats nur ein Verein einer Art wieder gegründet werden. Und da waren die Konservativen bereits schneller. Schließlich einigten sich die Arbeiter darauf einen Wander- und Kulturverein als Ortsgruppe des bereits von der Militärbehörde genehmigten Landesverbandes der NaturFreunde zu gründen. Dem widersprechenden Ortsschultes schrieb der Landrat: „Die NaturFreunde haben bereits eine Lizenz der Militärregierung, eine Ablehnung durch örtliche Behörden dürfte daher nicht möglich sein und ist im demokratischen Staat auch nicht tragbar“.
1948 folgte die Anerkennung als Rechtsnachfolger des Arbeitervereins und am 10.12.1949 erhielten die NaturFreunde vom Amt für Wiedergutmachung das Blockhaus zurückerstattet.

Bereits während der Renovierung der alten Blockhütte reifte der Gedanke eines Neubaus. 1953/54 wurde dann ein erster Bauabschnitt errichtet und am 7.-9. Mai 1954 eingeweiht. Rund 3000 kamen zu diesem überwältigenden Fest. Im Sommer 1959 folgte dann das Richtfest des 2. Bauabschnitts mit Keller, Küche ,Toiletten. Weitere wichtige Daten sind: 1971 Wasserleitungsbau einer 1,2 km langen Leitung nach Lobenrot, 1973 folgt der Bau der 750 m langen Abwasserleitung hinunter ins Strümpfelbachtal. 1978 Umbau des NaturFreundehauses. 1995 Luginslandanbau mit dem Panoramablick hinunter auf die Waiblinger Bucht und hinaus ins Gäu. 1996/97 Thermosolar und Fotovoltaikanlage. 1999/2000 Erweiterung des Sanitärbereichs und der Fotovoltaikanlage. 2006 Umstellung von Öl- auf Erdwärmeheizung.
In den letzten Jahren wandelte sich der hausbetreuende Touristenverein zum anerkannten „Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“
Unserem Verein möchte ich für die Zukunft wünschen, dass sich auch weiter Personen finden, die bereit sind sich für unsere Ziele einzusetzen um das vorhandene Erbe fortsetzen.

Wolf Dieter Forster, Vorsitzender