Jupiteraltar

Verschollener „römischer Weihestein zu Ehren von Jupiter“ aus Beutelsbach rekonstruiert

Eine Rekonstruktion des verschollenen Beutelsbacher römischen Jupiter-Weihesteins, aus dem 2./3.Jh. von Bildhauer Uwe Bürkle, Tübingen, Schindhau, liegt jetzt vor.

Eine Ausstellung für die interessierte Öffentlichkeit im NaturFreundehaus Strümpfelbach, vom 6. – 9. April 2007 (Karfreitag bis Ostermontag), während der Öffnungszeiten der Gaststätte , an den Feiertagen, 9 bis 19 Uhr, samstags 14 bis 19 Uhr, ist geplant.

1859 entdeckte der Beutelsbacher Wengerter Jakob Friedrich Rau anlässlich des Eisenbahnbaus beim Ausheben der Baugrube des Brückenrostes des kleinen Eisenbahnviadukts nordöstlich von Benzach, in 10 Fuß Tiefe (2,86 m) unter dem Kiesbett des Beutelsbachs (bzw. Schweizerbachs), einen römischen, dem Jupiter geweihten Votivaltar mit Inschrift. Er stammt aus dem 2./3. Jh. nach der Zeitrechnung und ist somit ca. 1800 Jahre alt. Als Fundprämie erhielt Rau 4 Gulden und 30 Kreuzer, nachdem der Fund von Pfarrer Ludwig persönlich ins Lapidarium nach Stuttgart gebracht worden war.
Die Maße des Weihesteins, der aus Schilfsandstein gearbeitet ist, sind: Höhe 49 cm, Breite 27 cm, Dicke 22 cm , Mittelstück 25 cm, Breite 22 cm, Dicke 17 cm. Die Höhe der Buchstaben nimmt von oben nach unten ab. Der Jupiteraltar hat einen einfachen Sockel und eine Krönung mit Dreieck zwischen zwei Randwülsten. Oben befindet sich eine kreisförmige ½ Zoll (1,17 cm) messende Vertiefung. Sie scheint zur Aufstellung einer Urne oder einer Opferschale vorgesehen zu sein.

Die lateinische Inschrift des Altarsteins von Beutelsbach lautet nach Auflösung der Kürzel: IN H(ONOREM) D(OMUS) D(IVINAE) J(OVI) O(PTIMO) M(AXIMO) VIDUCIUS GEMINIANUS V(OTUM) S(OLVIT) L(AETUS) L(IBENS) M(ERITO). Ins Deutsche übersetzt lautet die Inschrift: Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses hat dem Jupiter, dem besten und größten, Viducius Geminianus sein Gelübde eingelöst, froh, freiwillig und nach Gnaden. Dieser römische Jupiteraltar nennt den Namen des ersten schriftlich überlieferten Menschen der heutigen Markung Weinstadt. Wobei der Vorname Viducius identisch mit Visucius ist, da für den zischenden Dentallaut (griechisch δ, Delta, engl. th), in der Schrift teils D teils S
steht und Geminianus ist von Geminius, Zwilling, abgeleitet. Unser ältester bekannter Weinstädter heißt demnach Visucius Zwilling. Leider ist das Original des Steines seit dem 2. Weltkrieg verschollen.

Bei der Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart ist der Schriftverkehr von 1859 vorhanden, so von Ingenieur Mörike vom Königlichen Eisenbahnbauamt in Schorndorf, der auch eine Zeichnung erstellte, wobei allerdings die Höhenmaße andere sind als im Beschrieb „Die römischen Bildwerke Württembergs“ von Haug und Sixt, Stgt., Kohlhammer 1914. Das einzige Foto, ein hervorragendes Fotodokument, stammt aus der Sammlung Gottfried Seibold , Grunbach. Vergrößert man das senkrecht aufgenommene Fotodokument bis die Maße von „ Haug und Sixt“ erreicht werden, so lässt dies den Schluß zu, dass Mörike vom Kgl. Eisenbahnbauamt ein Messfehler bei der Höhe unterlaufen ist. Es sind bei der Höhe folglich 49 und nicht 44 cm zugrunde zu legen. Es sind die Maße, die auch im Beutelsbacher Heimatbuch veröffentlicht sind. Allerdings ist dort ein Fantasiealtar dargestellt, der weder mit der Zeichnung, noch der Fotografie Ähnlichkeit hat. Diese Erkenntnis des richtigen Höhenmaßes war Grundlage bei der Rekonstruktion des Steines. Dieser wäre sonst gedrungener und
plumper geworden.

Bleibt die Frage, wie kommt der Stein in die Tiefen des Bachbettes der Beutel ?
Dies geschah spätestens 259/60 n.d.Z.,als unsere alamannischen Vorfahren im Zuge der Landnahme auch das Remstal besetzten und alles, was an die römischen Götter erinnerte, zerstörten oder in Brunnen und Wasserläufen versenkten. Bis jetzt sind im Umfeld des Fundortes noch keine weiteren römischen Funde ans Tageslicht gekommen. Die nächste römische Siedlung, ein Gutshof ,eventuell auch gleichzeitig Raststätte an der römischen Remstalstraße, liegt in Endersbach im Bereich der Großheppacher Straße 8 und 12, also praktisch neben der Esso-Tankstelle.

Dort wurde 1950 und 1971 von Hermann Schlipf gegraben und wurden aufschlussreiche Funde sicher gestellt. Wer an einer solchen bildhauerischen Nachbildung des Weinstädter Jupiter-Weihesteins Interesse hat kann sich mit dem Autor in Verbindung setzen.

Wolf Dieter Forster

Frostspanner

Den NaturFreunden auf den Leim gegangen

 Jetzt sind sie wieder unterwegs, die Frostspanner und kleben zu Tausenden, sowohl Weibchen als auch Männchen, an den Leimringen der Streuobstwiese beim
NaturFreundehaus Strümpfelbach. Es sind Schmetterlinge aus der Familie der Spanner, die im Spätherbst und Winter die Obstbäume und Laubhölzer überfallen. Jedoch wer jetzt noch Leimringe anbringt, ist zu spät dran, die erste Invasion und zwar heftig, ist bereits erfolgt.
Die Männchen sind geflügelt, die Weibchen dagegen flügellos oder haben nur Flügelstummel.
Beim ersten Frost sind es die Weibchen, die an den Stämmen der Bäume hochklettern um nach der Befruchtung durch die geflügelten Männchen in den Ästen ihre Eier abzulegen. Im Frühjahr entwickeln sich dann kleine Raupen, die Spanner. Sie zerstören Knospen, Blätter und Früchte der Obstbäume bis zum Kahlfrass.

Die NaturFreunde Weinstadt haben in diesem Jahr ihre Streuobstwiese, über 80 Bäume, mit Leimringen bestückt, die mit der Spachtel aufgebracht wurden. Nun sind ihnen Tausende von Frostspannerweibchen auf den Leim gegangen. Da sie die Männchen durch arttypische Duftstoffe (Pheromone) anlocken, kleben mittlerweile auch diese in Massen an den Leimringen fest. Die männlichen Schmetterlinge haben eine Spannweite von ca. 1,8 bis 2,5 cm und sind unscheinbar grau gefärbt.
Bei Massenauftreten der Frostspannerraupen im Frühjahr entstehen dem Obstbau große Schäden. Den Raupen fehlen die mittleren Beinpaare, so dass sie sich nur mittels der drei vorderen und der zwei hinteren Beinpaare bewegen können. Zunächst krümmt sich die Raupe, in dem die hinteren Beinpaare an die vorderen herangezogen werden. Der Körper bildet dabei einen Halbkreis. Dann „spannt“ sich die Raupe, das heißt, die vorderen Beinpaare suchen mit ausgestrecktem Körper nach dem nächsten Halt. Diese Bewegungsart und das Auftreten nach dem ersten Frost führte zu dem Namen Frostspanner. Charakteristisch ist auch, dass sich Raupen mit den hinteren Beinpaaren an Ästchen festklammern, in dem sie den Körper schräg wegstrecken und sich damit vor Fressfeinden tarnen. Zur Verpuppung suchen die Frostspanner den Erdboden auf und der Kreislauf beginnt von vorne.

Wolf Dieter Forster, Vorsitzender NaturFreunde Weinstadt