Informationsblatt zu Erdwärme-Anlagen in Naturfreundehäusern – Ein kurzer Erfahrungsbericht über den Einbau der Erdwärme-Anlage im Naturfreundehaus Weinstadt-Strümpfelbach
Wie funktioniert eine Erdwärme-Anlage?
Die in der Erde gespeicherte Sonnenenergie wird über Tiefenbohrungen oder Flachkollektoren erschlossen. In diese werden Rohrleitungen eingelegt durch die ein flüssiges Arbeitsmittel verdampft wird. Ein Verdichter komprimiert das gasförmige Arbeitsmittel. Die darin enthaltene Wärmeenergie wird über Wärmetauscher an das Heizsystem übertragen und im getrennten Heizkreislauf zur Erwärmung des Brauch- und Heizwassers verwendet. Es wird für die Beheizung weder Gas noch Erdöl oder Holz/Kohle eingesetzt. Nur Strom zum Betrieb der Pumpen, des Kompressors und der Steuerung wird benötigt. Für Notfälle gibt es eine Zusatzheizung. Es wird nur etwa ein Viertel der Energie gegenüber einer normalen Ölheizung eingesetzt und dadurch mehr als die Hälfte der CO²-Emission gegenüber Öl eingespart.
Warum wurde eine Erdwärme-Anlage eingebaut?
Die Brauchwassererwärmung wird seit 1996 mit Sonnenkollektoren erwärmt und seit 2000 besteht eine Fotovoltaikanlage mit 4,2 KWp. Da das Gelände um das Haus sehr groß ist, bot sich der Bau einer Erdwärmeanlage als weiterer Beitrag zum Klimaschutz und zur Kostenreduzierung an. Was ist bei der Planung zu beachten? Eine Erdbohrung darf nach § 127 Berggesetz nur mit Genehmigung der zuständigen Behörde, in unserem Fall das Landratsamt Rems-Murr-Kreis, Geschäftsbereich Umweltschutz, vorgenommen werden. Wir hatten zunächst die Erschließung der Erdwärme durch drei Tiefbohrungen von je 80 m vorgesehen. Die Genehmigungsbehörde muss vor der Genehmigung die Stellungnahme des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau einholen. Unser Haus liegt in Zone III eines Wasserschutzgebietes. In diesem Gebiet ist nach dem Leitfaden zur Nutzung von Erdwärme mit Erdwärmesonden der Bau von Erdwärmesonden in der Regel nicht zulässig, da der Grundwasserzufluss zu der Quellfassung beeinträchtigt werden könnte. Daher wurde die Planung geändert. Statt der 3 Tiefbohrungen wurden auf einer Fläche von 700 m² 18 Flachkollektoren (mit Schlingen zu 2×35 m Länge) aus kunststoffummantelten Kupferrohren von 1.260 m Länge in einem 1,20 m tiefen Graben geplant. Für das so geänderte Vorhaben erteilte die zuständige Behörde eine Ausnahmegenehmigung mit zahlreichen Auflagen. Die Planung erfolgte durch eine Fachfirma, die über Erfahrungen beim Bau solcher Anlagen verfügte. Es empfiehlt sich, mit der Ausführung ortsansässige Handwerker zu beauftragen. Die Anlage muss geprüft und von der Behörde abgenommen werden.
Welche Probleme sind bei der Umsetzung aufgetreten?
Außer dem Problem der Umplanung wegen des Wasserschutzgebietes, ergab sich bei der Ausführung, dass sich im Untergrund so viele Steine befanden, dass die Rohrgräben nicht mit einer Erdfräse hergestellt werden konnten, sondern nur mit einem Schaufelbagger. Dies und das schlechte Wetter führten zwar zu einer zeitlichen Verzögerung, aber zu keiner Kostensteigerung. Wegen der tiefen Lage der Gräben und der Sammelschächte am unteren Ende des Wiesenhangs liefen diese nach einer Regenperiode ein halbes Jahr später voll Wasser. Aus den Sammelschächten flossen Quellbäche, einer davon in den Keller. Daher mussten nachträglich die Schächte drainiert werden. Im Heizraum des Untergeschosses stehen jetzt zwei Pufferspeicherheizkessel und ein Energiespeicher für Warmwasser, bei dem das Brauchwasser durchlauferhitzt wird ( daher Legionellen frei), sowie die Wärmepumpe und der Kompressor für die Heizung. Nach der Inbetriebnahme gab es verschiedene Störungen, die jedoch durch den Tausch des Kompressors und den nachträglichen Einbau eines Ölfiltersystems behoben werden konnten. Der Betrieb kann über eine Telefonleitung fernüberwacht werden, da im Haus nicht immer jemand anwesend ist. Für Störungsfälle gibt es Heizstufe II mit einer Elektrozusatzheizung für Warmwasser.
Erzielt die Anlage das erwartete Ergebnis?
Die Anlage ging Ende Oktober 2006 in Betrieb. Sie hat eine Heizleistung von ca. 20-23 kW. Die CO²-Einsparung beträgt pro Jahr ca. 10 Tonnen. Der Stromverbrauch im 1. Jahr liegt bei 100 € pro Monat. Gleichzeitig erwirtschaften wir über die Fotovoltaikanlage 120 €. Seit dem Einbau des Ölfiltersystems (Gewährleistung) im Februar 2007 läuft die Anlage störungsfrei. Im Sommer sparen wir durch die der Erdwärmeanlage zugeschaltete Thermosolaranlage bei der Warmwasserherstellung des Brauchwassers Stromkosten. Durch die Aufstellung und Beischaltung eines 2.Warmwasserkessels im Sommer 2008 wollen wir die Kapazität der Warmwasserproduktion noch steigern.
Was hat die Anlage gekostet?
Die Anlage mit allen dazugehörenden Arbeiten kostete einschließlich Mehrwertsteuer ca. 41 000 €. Sie wurde aus den erwirtschafteten Eigenmitteln des Vereins, einem Zuschuß des Landes Baden-Württemberg, einem Zuschuß der Umweltstiftung der NaturFreunde Württemberg sowie Mitgliederspenden finanziert. Seither hatten wir zusätzliche Kosten für Niedertemperaturheizkörper sowie Drainage und momentan werden die alten Fenster im 1. Stock ( Übernachtungs-, Küchen- und Aufenthaltsbereich) ausgewechselt um zusätzlich Energie zu sparen.
Wer gibt weitere Auskünfte?
Weitere Auskünfte kann der Vorsitzende der NaturFreunde Ortsgruppe Weinstadt, Wolf Dieter Forster, Quellenweg 8, 71394 Weinstadt (Telefon 07151/906197, mobil 01709356640) erteilen. Die Anlage kann bei Voranmeldung auch besichtigt werden.