Eröffnungsrede zum 6. NaturErlebnisTag 2015

Eröffnungsrede zum 6. NaturErlebnisTag 2015

von Petra Häffner MdL, Bündnis´90 / Die Grünen

Sehr geehrter Herr Forster,

sehr geehrter Herr Eißele,

liebe Naturfreunde,

liebe große und kleine Besucherinnen und Besucher der Naturerlebnistage,

herzlichen Dank für die Einladung zum Natur-Erlebnistag. Herzlichen Dank für die Gelegenheit, dass ich hier zur Begrüßung reden darf.

Normalerweise muss man zum Almauftrieb weit fahren – hierin Weinstadt hat man so ein Ereignis direkt vor der Haustür.Auch der Aufstieg von 241 m auf 447 Höhenmeter ist nicht ohne.

Der Naturerlebnistag findet bereits zum 6. Mal statt und ist ein toller Erfolg! – Ich glaube, mit diesem Angebot haben Sie einen guten Riecher bewiesen. Das Naturfreundehaus, ihr „Waldheim“ hier obenlohnt den Aufstieg allein wegen der phantastischen Aussicht. Verlockend sind aber auch das bunteAngebotregionaler Produkte: Fisch, Wild, Honig, Wein und selbstgebackene Kuchen.

DieNaturfreunde stehen ja gewissermaßen an einergrün-roten Schnittstelle. Ihre Anfänge wurzeln in der sozialistischen Arbeiterbewegung. Zunächst war und ist es ein wichtiges Anliegen, Arbeitern und ihren Familien den Zugang zur freien Natur zu ermöglichen und kulturelle und soziale Benachteiligungen zu überwinden.Heute ist das Recht auf freien Zugang zur Natur zumindest hier bei uns im Schurwald und Schwäbischen Wald kein Thema. Die Frage heute ist eher, wie man die Menschen in die Natur lockt und ihnen die Naturschätze näher bringt, die buchstäblich vor der Haustür auf Entdeckung warten.

  • Ich sehe die Naturfreunde heute vor allem auch in der Rolle als Vermittler. Sie vermitteln Liebe zur heimischen Natur und unserer gewachsenen Kultur-Landschaft, wie dies zum Beispiel durch den von ihnen erstellten Kulturlandschaftspfad geschieht.
    Das Wissen um das Wirtschaften im Einklang mit der Natur, und das Wissen um das sensible Zusammenleben von heimischen Tier- und Pflanzarten geht verloren. Was man aber nicht kennt, schützt man nicht. Ihre Angebote zur Umweltbildung – wie im Kinderferienprogramm – sind deshalb ein wichtiger Beitrag, um „Naturwissen“ zu bewahren. Umweltbildung ist zwar auch schon in den Lehrplänen der Schulen verankert. Die beste Umweltbildung bekommt man aber beim Streunen, Spielen und Entdecken in der Natur.
  • Naturfreunde sind auch Vorbilder und halten Traditionen lebendig: Sie bewirtschaften und pflegen hier in Weinstadt eine große Streuobstwiese und schenken den eigenen Most aus. Sie bieten Obstbaum-Schnittkurse an, sie laden zur gemeinsamen Apfellese ein.
  • Und: Naturfreunde sind als Anwälte der Naturgefragt. Sie hatten immer den Anspruch gesellschaftspolitisch aktiv zu sein. Das schätze ich an Ihrem Verband.Aktuelles Beispiel sind die jetzt im ganzen Remstal anstehenden Planungen zur Interkommunalen Gartenschau. Gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden haben Sie ihr Veto eingelegt und sehen Maßnahmen kritisch, bei denen die Natur am Fluss zur Kulisse degradiert wird wie z.B. beim geplanten Aussichtspunkt am Naturdenkmal in Kernen. Sie appellieren an die Kommunen, bei den Planungen mit der Natur schonend umzugehen.

Natur nützen und genießen und sie gleichzeitig schützen– das ist ein hoher Anspruch und gar nicht immer einfach umzusetzen. Dass es geht, zeigen die Naturfreunde Baden-Württemberg mit dem Programm „Natura Trails – Urlaub vor der Haustür“, das Naturschutz und sanften Tourismus unter einen Hut bringt. Mit den „Natura Trails“ stehen die Naturfreunde nun im Finale des Europäischen Natura 2000 Preises– in wenigen Tagen, am 21. Mai ist die Preisverleihung in Brüssel, wo sie auf jeden Fall dabei sind. Ich drücke Ihnen die Daumen für eine gute Plazierung!

Abschließend will ich einige Schwerpunkte unserer grün-roten Naturschutz und Tourismuspolitik nennen.

  • Im Naturschutz haben wir den Etat von 30 Mio. Euro im Jahr 2011 schrittweise auf 60 Mio. Euro im Jahr 2016 verdoppelt.
  • Das Naturschutzgesetz haben wir novelliert und modernisiert. Beispiele für Verbesserungen sind Alleenschutz, Schutz unzerschnittener Räume, gesetzliche Absicherung der Landschaftserhaltungsverbände, 3.000m-Abstandsregelung für Agrogentechnik von Schutzgebieten und verbesserte Mitwirkungsrechte der Naturschutzverbände
  • Im Tourismus sind nachhaltige Angebote unser zentrales Anliegen und damit liegen voll im Trend: 70% der BW-Urlauberinnen haben an Naturtourismus sehr großes Interesse.
  • Auf einen Erfolg bin grün-roter Naturschutzpolitik bin besonders stolz: Wir haben in Baden-Württemberg einen Nationalpark im Schwarzwald gemäß den Nationalen Qualitätskriterien für Nationalparke eingerichtet. „Eine Spur wilder“ ist das Motto. Ein großer Wurf für Natur, Erholung und Tourismus im Schwarzwald und im ganzen Land.
  • Der Schwarzwald ist weit weg von hier aus gesehen, aber wir haben auch für den Naturschutz in der Agrarlandschaft viel erreicht. Die Förderung der Grünlandbewirtschaftung – insbesondere die des artenreichen Grünlands wurde deutlich angehoben, und erstmals wird eine Unterstützung für die Pflege von Streuobstbäumen gezahlt – und dies auch an Privatpersonen. Die Landschaftspflegerichtlinie wurde mit deutlich mehr Geld ausgestattet und auch der Bio-Landbau wird höher als bisher gefördert.

Gemeinsam mit engagierten Verbänden wie den NaturFreunden und einer gut aufgestellten Naturschutzpolitik sehe ich die Zukunft unserer Natur und Kulturlandschaft in guten Händen.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen einen schönen Tag. Lassen Sie uns das reiche kulinarische und kulturelle Angebot, das uns hier geboten wird, genießen.